Seit Jahren ist nicht nur die reine Funktionalität einer Maschine oder Anlage von Bedeutung. Ebenso wichtig ist es, potenzielle negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt weitestgehend zu vermeiden. Sebastian Fink, Business Developer und Gesellschafter bei Inspares, referiert über die sicherheitstechnische Lebensdauer von Maschinenkomponenten.
Zur Vereinfachung und Standardisierung der sicherheitstechnischen Bewertung existieren verschiedene Normen. Besonders hervorzuheben ist hierbei die ISO 13849 „Sicherheit von Maschinen“. Weitere relevante Normen werden im weiteren Verlauf thematisiert. In vereinfachter Form wird eine Gefährdung identifiziert, bewertet und anschließend einem sogenannten Performance Level (PL) zugeordnet. Auf Basis dieses PL wird geeignete Sicherheitstechnik spezifiziert. Dabei gilt: Je höher das Risiko, desto umfangreicher und zuverlässiger müssen die sicherheitsrelevanten Komponenten ausgeführt sein. Typische Merkmale hierfür sind beispielsweise Zweikanaligkeit oder Kurzschluss- und Querschlussüberwachung, um ein hohes Maß an funktionaler Sicherheit zu gewährleisten.
Damit dieses Sicherheitsniveau auch über längere Zeiträume erhalten bleibt, sind Hersteller sicherheitsgerichteter Komponenten verpflichtet, eine sogenannte Gebrauchsdauer anzugeben. Diese beschreibt die Zeitspanne, in der das Risiko eines gefährdenden Ausfalls auf dem Niveau eines Neuprodukts liegt.
Nicht nur mechanische Bauteile und Hydraulikschläuche unterliegen dem Verschleiß – auch elektrische und elektronische Komponenten altern:
- Zinnpest: Eine chemische Zersetzung von Lötzinn, die unter bestimmten Bedingungen sichtbar wird – allerdings meist nur bei geöffnetem Gehäuse.
- Austrocknung von Elektrolytkondensatoren: Führt zu Funktionsverlusten.
- Versprödung von Kunststoffen: Betroffen sind Gehäuse, Abstandshalter, Steckverbinder oder Isolierungen. Ein Ausfall dieser Teile kann zum Versagen der gesamten Komponente führen.
- Zinn-Whisker: Nadelförmige Metallstrukturen, die sich über Jahre hinweg an Lötstellen bilden können. Sie verursachen Kurzschlüsse oder unerwünschte Signalpfade.
Solche altersbedingten Effekte dürfen selbstverständlich nicht dazu führen, dass Menschen gefährdet werden. Daher ist es konsequent, dass Hersteller die angestrebte Gebrauchsdauer ihrer Sicherheitskomponenten verbindlich angeben müssen. Diese Angabe wird auch als Tm (Mission Time) bezeichnet.
Mit der erstmaligen Veröffentlichung der ISO 13849 im Jahr 2008 wurde diese Pflicht eingeführt. Als inoffizieller Marktstandard gilt eine Gebrauchsdauer von 20 Jahren, wobei je nach Bauteil auch 10 Jahre oder individuell definierte Zeiträume (z. B. temperaturabhängig) angegeben sein können. Eine sorgfältige Prüfung der Herstellerdokumentation ist daher unerlässlich.
Viele Hersteller weisen in ihren Unterlagen – teils deutlich, teils eher zurückhaltend – darauf hin, dass bei einem Betrieb über die angegebene Gebrauchsdauer hinaus das Risiko eines gefahrbringenden Ausfalls steigt. Ein Austausch ist in diesem Fall zwingend erforderlich; der Weiterbetrieb wird ausdrücklich untersagt.
Wie kann die Instandhaltung oder der Betreiber damit umgehen? Aus normativer Sicht ist der Umgang mit sicherheitsgerichteten Komponenten vergleichbar mit dem Ablauf beim Austausch von persönlicher Schutzausrüstung, Atemluftfiltern oder Hydraulikschläuchen: Der Austausch nach Erreichen der Gebrauchsdauer ist keine optionale, sondern eine verpflichtende Maßnahme.
Theoretisch ist es möglich, die Gebrauchsdauer einzelner Sicherheitskomponenten durch eine erneute Gefährdungsbeurteilung zu verlängern. Dies setzt jedoch eine umfassende und qualifizierte Bewertung aller relevanten Komponenten voraus. Ob dies in der Praxis praktikabel ist, bleibt abzuwarten.
In Anlehnung an die Erfahrungen mit Hydraulikschläuchen ist davon auszugehen, dass sicherheitsbewusste Betreiber auf den Austausch setzen – einschließlich lückenloser Dokumentation, um die Erfüllung der Anforderungen nachweisen zu können.

Gesellschafter im Unternehmen.
INspares … das Unternehmen hat es sich zum Ziel gesetzt, Transparenz zu schaffen und Bauteil- und Obsoleszenz- Management wirklich smart zu gestalten.
Quelle: https://www.szwei-verlag.de/